Kollege fährt für Hilfskonvoi: Mit dem Bus in die Ukraine
Seit Februar 2022 ist Krieg in der Ukraine und die im Land verbliebenen Menschen benötigen lebensnotwendige Hilfsangebote. Sascha Renken hat einen besonderen Weg zur direkten Unterstützung vor Ort gefunden: Er fährt Hilfsfahrzeuge in die Ukraine.
Elf Busse und zwei Begleitfahrzeuge starteten im März 2023 von Osnabrück zur westukrainischen Grenzstadt Lwiw. Mit dabei: Sascha Renken, der zum ersten Mal als Fahrer den Hilfskonvoi begleitete. Die teilweise umgebauten Busse aus Deutschland werden in der Ukraine zur Evakuierung eingesetzt oder schutzsuchende Menschen können sich in den Bussen aufwärmen, kochen oder ihre Handys aufladen.
„Als ich Anfang des Jahres den Kleinanzeigenaufruf einer privaten Hilfsorganisation las, in dem Helferinnen und Helfer für Bustransporte in die Ukraine gesucht wurden, meldete ich mich sofort“, erzählt Sascha Renken, PKV-Mitarbeiter im Bereich Logistik Rohstoffe, der mit seinem LKW-Führerschein auch Busse fahren darf, wenn keine Mitreisenden darin transportiert werden. Er hat in diesem Jahr bereits zehn private Urlaubstage genutzt, um mit anderen Helfenden große Fahrzeuge zur ukrainischen Grenze zu bringen. Mit Hin- und Rückreise ist die Hilfsgruppe fast eine Woche unterwegs, sie übernachtet jeweils in Polen sowie vor der ukrainischen Grenze und erreicht am dritten Tag Lwiw. „Am ukrainischen Grenzübergang müssen wir bis zu acht Stunden warten“, berichtet Sascha Renken. „Die Kontrollen sind strikt, die Einführung der Fahrzeuge ist zeitaufwendig und auch andere mitgeführte Hilfsgüter müssen genau aufgenommen werden, obwohl wir übersetzte Packlisten mit uns führen.“ Die Verständigung unterwegs oder an den Grenzkontrollen laufe in allen Sprachen, per Übersetzer-Apps und zur Not auch mit Zeichen oder Händen beschreibt Renken die Kommunikationsmöglichkeiten. Da wird eine nächtliche Reifenpanne, die der Bustransport im Sommer in Krakau erlebte, zur zusätzlichen Herausforderung.
Die Gruppe hält sich aus Sicherheitsgründen nur kurze Zeit in der Ukraine auf, übernachtet einmal in Lwiw und reist dann per Begleitfahrzeug oder Zug wieder nach Deutschland zurück. Bei seiner zweiten Julitour hörte Sascha Renken nachts in Lwiw Raketeneinschläge: „Ich habe mich sehr erschrocken und kann mir vorstellen, wie sich die Menschen fühlen müssen, die das jeden Tag erleben.“ Der Vareler empfindet die Touren als anstrengend und spannungsgeladen, aber betont: „Dass ich direkte Hilfe leisten kann, gibt mir ein positives Gefühl. Auch der Zusammenhalt unserer Gruppe von ungefähr 16 Fahrern ist sehr besonders, wir stehen mittlerweile, obwohl wir aus sehr unterschiedlichen Orten oder Berufen kommen, auch privat in engem Kontakt. Ein Helfer hat extra einen Busführerschein gemacht, um die Gruppe zu begleiten.“
Wenn es Sascha Renken möglich ist, will er im Oktober erneut bei einem Hilfskonvoi mitfahren. „Der Ukrainekrieg verschwindet mehr und mehr aus unserem Alltag und sinnvolle Hilfe, die wir alle leisten können, ist leider bei vielen Menschen nicht mehr so präsent“, stellt Sascha Renken fest. „Die Leute dort brauchen weiterhin unsere Unterstützung. Ich erwarte von niemanden, dass er ebenfalls in die Ukraine fährt, aber wir können so vielseitig helfen. Das sollten wir nicht vergessen!“